29. September 2013
„Wenn ein Armer vor Hunger stirbt, ist es nicht, weil Gott ihn vergessen hat. Es geschieht, weil weder ich noch ihr uns darum gekümmert haben, einem solchen Menschen anzubieten, was er brauchte.“ Hat Mutter Teresa, von der diese Aussage stammt, nicht genau das auf den Punkt gebracht, was Jesus uns mit seiner Beispielerzählung sagen will? Diese Erzählung vom armen Lazarus ist von beklemmender Aktualität, da sich die Kluft zwischen Arm und Reich - hier bei uns und in der ganzen Welt - immer mehr vergrößert.
Schon der Prophet Amos kritisierte, im 8. Jahrhundert vor Christus, eine Gesellschaft, die stark von sozialer Ungerechtigkeit geprägt war. Die Reichen und Mächtigen lebten vor allem auf Kosten der Armen. „Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern....“ Ihr lebt in Saus und Braus und kümmert euch nicht um die, die zugrunde gehen.
Das ist nun der springende Punkt: sich nicht kümmern! Nicht dass Menschen reich sind ist das Problem. Was ist falsch daran, wenn einer sein Leben lang arbeitet, sich einsetzt, vorwärts kommen will, so dass es ihm materiell gut geht und dass er sich über seine Zukunft keine Sorgen mehr machen muss? Es geht uns ja allen miteinander nicht wirklich schlecht. Im Vergleich mit vielen anderen sind wir wirklich reich. Und Jesus hat oft eine Einladung von reicheren Leuten angenommen und hat mit ihnen gegessen und getrunken. Seine Gegner haben ihm deswegen sogar vorgeworfen, er sei ein „Fresser und Säufer“ (wie wir es im Mt-Evangelium lesen können). Das Gute und Schöne genießen ist ja nicht falsch. Es wird erst dann zum Problem, wenn wir dadurch blind werden für die Menschen, denen es nicht so gut geht – so wie dieser Reiche nicht einmal bemerkte, wie Lazarus vor seiner Tür zugrunde ging.
Mit dieser Beispielerzählung will Jesus uns einiges deutlich machen:
Jesus prangert nicht den Besitz an, sondern die Art und Weise, wie wir damit umgehen. Es besteht immer die Gefahr, nur noch seinen Besitz als das Wichtigste zu sehen und es nur noch verteidigen zu wollen.
Wer in guten Lebensumständen aufgewachsen ist, sich in gesicherten Verhältnissen befindet oder sogar in Reichtum und Luxus lebt, der hat aber eine Verantwortung auch für die Menschen, denen das gerade nicht gegeben ist. Die Schuld vom Reichen ist nicht, dass er reich ist, sondern dass er es versäumt hat, die Not eines anderen zu lindern.
Jesus will warnen: Das Leben vor dem Tod hat Folgen für das Leben nach dem Tod. Es gibt die Möglichkeit des „Zu spät!“ Wir können unsere Chance hier und jetzt verpassen. Wir können es später nicht mehr wiedergutmachen: Der Reiche erkennt seine Schuld, doch seine Reue kommt zu spät. „Zwischen uns und euch liegt ein riesiger Graben“, sagt Abraham. Der Abgrund zu groß, als dass man ihn überbrücken könnte.
Aber wie kann man jemanden, der das nicht ernst nimmt, von dieser biblischen Wahrheit überzeugen? Könnten es vielleicht die Verstorbenen, wenn sie zurückkämen, um uns zu warnen? „Nicht einmal wenn einer vom Tod aufersteht, wollen solche Menschen glauben“, sagt Abraham. "Die Botschaft des Evangeliums, der Bibel muss euch genügen."
Jesus will uns also mit dieser Erzählung warnen. Zu Lebzeiten gilt es, sich der Armen vor der eigenen Tür anzunehmen, nicht nur für sich selber zu leben. Es gibt eine Verpflichtung zum Dienst an den Armen.
Ein Dichter von heute hat es sehr schön beschrieben:
Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde. Heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt!
Der Herr wird nicht fragen: Was hast du gespart? Was hast du alles besessen? Seine Frage wird lauten: Was hast du geschenkt, wen hast zu geschätzt um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast du gespeist? Was hast du Gutes getrunken? Seine Frage wird lauten: Was hast du geteilt? Wen hast du genährt um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast du erreicht, wie viel hast du gegolten? Seine Frage wird lauten: Wer war glücklich, dass du gelebt hast? Wer liegt vor meiner Tür und braucht meine Hilfe?